14m M&P Sloop "Bazillus"

Die Bazillus – oder einfach die “Bazille” – hat für die RYA eine besondere Bedeutung: die RYA wurde 1993 an Bord der Bazille gegründet, mit der Bazille haben wir die Tradition der alljährlichen Männertörns auf der Ostsee begründet, auf der Bazille sind wir öfter gefahren als auf jedem anderen Schiff, und viele der heutigen Mitglieder und Freunde der RYA haben sich auf der Bazille die ersten Seebeine wachsen lassen. Von 1986 bis 1995 haben wir insgesamt 10 Törns mit ihr gesegelt.

Für die Erlernung von Seemannschaft und seemännischem Verhalten war die Bazille auch hervorragend geeignet. Noch völlig ohne Rollreffeinrichtungen, hat man auf dem Vorschiff beim häufigen Segelwechsel richtig Seebeine bekommen können. Strom war knapp, Wasser war knapp, das Platzangebot an Deck wie unter Deck auch, die Kombüse noch ohne richtigen Kühlschrank, die Kojen meist Rohrkojen oder Lotsenkojen – tja, da hat man noch richtig den Unterschied zwischen Urlaub und Seefahrt gemerkt.

Die Bazille war eine zickige Schönheit – Objekt von Liebe, Hass und Hass-Liebe. Schön war sie ja schon mit ihren Linien, als Holzschiff an Deck und unter Deck richtig schiffig, und gesegelt ist sie auch gut. Aber ein Schiff ist ja wie eine Frau – man muss sie nicht nur mit harter Hand führen, sondern auch liebevoll pflegen. Das hat die Eignergemeinschaft der Bazille nach ein paar Jahren nicht mehr richtig gemacht – und die alte Dame hat das nicht verziehen und wurde richtig bockig: mal flogen nur Schäkel durch die Gegend; erst ging der Gaszug nicht, dann gleich die ganze Ruderanlage; mal leckte es nur durch das Deck, dann verstopfte das Klo (gleich in der ganzen Länge von mehreren Metern Abwasserschlauch). Wir fingen an, Bazille als Verb zu konjugieren: “es bazillt” – als Ausdruck der schleichenden Verelendung einer maritimen Schönheit mangels liebevoller Pflege.

Leider (oder in den Augen von anderen: Gott sei Dank) ist die Eignergemeinschaft der Bazille 1995 auseinandergebrochen; wir haben noch überlegt, das Schiff zu kaufen – aber dazu war der Zustand dann schon zu schlecht, und wir haben auch nicht den Weg gefunden, von Binnen aus der Dame die notwendige Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Schade – wir wissen nicht, was aus der Bazille geworden ist.

Historie

Die Bazille wurde 1963 als Baunummer 214 der Werft Mathiessen & Paulsen in Arnis an der Schlei gebaut, konstruiert von Paul Böhling. Ihr erster Eigner war der Hamburger Reeder Hans Edwin Reith, ihr erster Name “Hobby”. 1974-1983 gehörte sie als “Götz von Berlichingen” dem Hamburger Reeder Günther Schulz. 1976 segelte sie im Rahmen der Operation Sail über den Atlantik. Und irgendwann ist sie auch mal fast abgebrannt – jedenfalls war der Brand Anlass für größere Umbauten, bei denen auch die Aufbauten nach achtern verlängert worden sind (deswegen zeigen die Original-Pläne auch nicht ganz die Bazille, die wir kennen. Seit 1983 wurde sie von einer Eignergemeinschaft unter dem Namen  “Bazillus” verchartert – meist ab Heiligenhafen, wo sie an der Rathjen-Werft ihren Stammliegeplatz hatte.

Technische Daten

Länge 14,1m, Breite 3,9m, Tiefgang 2,4m, 18,8 BRT, Mahagoni 3-fach Karweel auf Eiche, 110qm am Wind, seit ‘87 ein neuer Volvo Penta 43PS Diesel. Rufzeichen DKZH